Eine Frage aus der Community
Unsere Leser:innen beschäftigt derzeit die Frage, wie häufig Corona-Langzeitfolgen bei Kindern auftreten. Auch kamen in der Community die Fragen auf, welche Beschwerden in diesen Fällen typisch sind und ob sich bereits etwas zur Prognose sagen lässt?
Die Ärzte von Data4Life antworten
Liebe Leserschaft,
Das Thema Corona-Langzeitfolgen bei Kindern hat gerade mit Beginn der vierten Welle noch mal deutlich an Gewicht innerhalb der Data4Life-Community gewonnen. Allen Interessierten und speziell besorgten Eltern wollen wir hiermit ein paar nützliche Hintergrundinformationen an die Hand geben.
Ausgangslage ist zunächst einmal das Zusammenspiel aus drei Faktoren: Erstens sind die Corona-Fallzahlen wieder rapide angestiegen. Zweitens haben gerade junge Kinder noch keine Möglichkeit, einen Impfschutz zu erhalten.
Und drittens stecken Kinder den akuten Krankheitsverlauf bei einer Corona-Infektion meist besser weg als Erwachsene – was mit Blick auf Langzeitfolgen jedoch zu einem falschen Gefühl der Sicherheit führen kann.
Umso wichtiger sind daher Studien. Wissenschaftler definieren Long-COVID aktuell als mindestens 4 Wochen anhaltende Beschwerden nach einer SARS-CoV-2-Infektion. Dabei sind verschiedene Szenarien möglich [1]:
Auch sind Long-COVID-Symptome bei Kindern vielfältig. Hierzu zählen Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Gliederschmerzen, eine erschwerte Nasenatmung, Hautausschlag, Gelenkschmerzen, Druckgefühl der Brust, anhaltender Husten, Herzrasen, Magen-Darm-Symptome, Angstzustände sowie Lungenprobleme [1-3].
Eine groß angelegte Populationsstudie hat die Häufigkeiten von Langzeit-Beschwerden bei Kindern nun näher ins Auge gefasst. Denn unter den in der Studie analysierten Betroffenen, die sich im ersten Halbjahr 2020 mit Corona infiziert hatten, waren immerhin 11.950 Kinder und Jugendliche enthalten. Ein großer Fortschritt gegenüber vorherigen Studien [4, 5].
Verglichen wurden die Kinder und Jugendlichen mit einer gleichaltrigen Kontrollgruppe, die sich noch nicht mit dem Coronavirus infiziert hatte. Im Vergleich zur Kontrollgruppe hatten die Kinder und Jugendlichen demnach signifikant mehr (anhaltende) Beschwerden – und das sowohl in Sachen körperlicher als auch seelischer Gesundheit [5]:
Daraus ergeben sich eine ganze Reihe an Schlussfolgerungen: Zum einen ist Long-COVID bei Kindern damit definitiv bewiesen und sollte bei allen Überlegungen während der Pandemie bedacht werden [5].
Gleichzeitig sind die Langzeitfolgen ausgesprochen unspezifisch. Die Symptome treten also auch bei anderen Erkrankungen auf und damit ebenso bei Kindern, die sich noch nie mit dem Coronavirus infiziert haben. Sicher sagen „Mein Kind hatte Corona und diese Beschwerden sind jetzt Long-COVID” bleibt also weiterhin schwierig und bedarf einer sorgfältigen Ausschlussdiagnostik [1].
Was ebenfalls auffällt, ist, dass psychische Beschwerden sehr häufig bei Kindern vertreten sind. Dies steht im Gegensatz zu Long-COVID bei Erwachsenen, wo Symptome wie Geschmacksverlust und Luftnot anteilsmäßig im Vordergrund stehen. Es scheint also grundsätzliche Unterschiede je nach Alter zu geben [5].
Festhalten lässt sich außerdem schon, dass Long-COVID bei Kindern erfreulicherweise seltener ist als bei Erwachsenen – und das in allen erfassten Gesundheitsbereichen. Dies ist zwar noch lange kein Zeichen der Entwarnung, aber in jedem Fall eine wirklich gute Nachricht! [5]
Gerade was den Verlauf von Langzeitbeschwerden und die Prognose angeht, können jedoch auch zum jetzigen Zeitpunkt noch keine zuverlässigen Aussagen getroffen werden. Nicht umsonst hat die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie ein Umfragetool erstellt, um Langzeitfolgen künftig noch besser zu verstehen und zu erkennen [5, 6].
Wissenschaftler konnten allerdings bereits feststellen, dass Kinder mit Long-COVID mitunter nachhaltig im Alltag davon eingeschränkt sind. Umso wichtiger ist es, verbleibende Fragen mit guter Forschung auszuräumen und langfristige Lösungen zu finden [3].
Bis dahin wünschen wir der gesamten Community, so gesund wie nur möglich durch die Pandemie zu kommen. Wir hoffen, wir konnten mit unserer Antwort vielen Menschen weiterhelfen.
Alles Gute,
das Ärzteteam von Data4Life
Die Inhalte dieses Artikels geben den aktuellen wissenschaftlichen Stand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder und wurden nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch kann der Artikel keine medizinische Beratung und Diagnose ersetzen. Bei Fragen wenden Sie sich an Ihren Allgemeinarzt.
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