Was sind die Symptome von Endometriose?
Endometriumzellen können in alle möglichen Gewebe gelangen und so eine Endometriose verursachen: von tiefer gelegenen Gebärmutterschichten über Scheidengewebe und Eierstöcke bis hin zu Blase, Darm, Lunge oder sogar Gehirn. „Die eine” Endometriose gibt es also gar nicht [1, 2].
Stattdessen hängt die Art der Beschwerden folglich insbesondere von der Lokalisation ab. Symptomlose Verläufe sind jedoch auch möglich [1, 2].
Symptome von Endometriose im Zyklus
Typisch ist jedoch, dass viele der Beschwerden mit der monatlichen Regel einhergehen. Die Endometriosezellen reagieren nämlich auf den weiblichen Hormonzyklus. Das heißt, unter Einfluss von Östrogen vermehren sie sich. Ein wichtiges Indiz bei der Abklärung der Beschwerden [3, 4].
Am häufigsten ist dabei ein mit der Periode einhergehender Unterbauchschmerz, der meist noch vor Blutungsbeginn einsetzt, stetig zunimmt und mit Eintreten der Menstruation wieder nachlässt [3, 4].
Die Beschwerden können aber auch unabhängig vom Zyklus bestehen, was die Ursachenfindung kaum einfacher macht. Regelblutungen sind teils gehäuft, teils vermindert, mal verlängert und mal azyklisch [3-5].
Und das ist nur ein kleiner Teil der möglichen Symptome. Häufig sind auch Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder sogar Kollabieren. Für Betroffene und Behandler:innen kann dies zur großen Herausforderung werden [3-5]
Symptome in der Gebärmutter
Verlassen die endometriumartigen Zellverbände die Gebärmutterschleimhaut (also das Endometrium) und wandern in tiefer liegende Gebärmutterschichten kann dies zu einer ganzen Reihe an Beschwerden führen [3, 4].
Hierzu zählen menstruationsabhängige starke Regelschmerzen, die meist etwa 2 Tage vor Blutungsbeginn einsetzen, im Verlauf an Schmerzintensität zunehmen und mit Eintreten der Menstruation wieder abnehmen [3, 4].
Ebenfalls kann eine verstärkte Regelblutung Symptom von Endometrioseherden in tiefer liegenden Gebärmutterschichten sein. Dabei korreliert die Infiltrationstiefe der Herde direkt mit der Blutungsstärke [3, 4].
Darüber hinaus kann es bei dieser Lokalisation zu einer verlängerten Dauer der Regelblutung (über 7 Tage = „Menorrhagie”) oder zu azyklischen Blutungen bzw. Dauerblutungen außerhalb der erwarteten Menstruationsphase („Metrorrhagie”) kommen [3, 4].
Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, eine erschwerte Zeugungsfähigkeit sowie Schwierigkeiten im Schwangerschaftsverlauf sind bei dieser Lokalisation ebenfalls möglich [3, 4].
Symptome im Bauch und Magen-Darmbereich bei Endometriose
Genauso können Endometriumzellen den Magen-Darm-Trakt erreichen und so zu gastrointestinalen Symptomen führen [3, 4].
Hierzu zählen Schwierigkeiten beim Stuhlgang („Dyschezie”), die sich sowohl in Verstopfungen als auch Durchfällen äußern können. Letztere können ebenfalls genau im Zyklus auftreten. Azyklische Durchfälle sind jedoch auch möglich [3, 4].
Auch sichtbares Blut im Stuhl („Hämatochezie”) oder ein extrem dunkler Stuhl sind durch eine Endometriose im Magen-Darm-Trakt möglich. Des Weiteren kann es zu Übelkeit, Erbrechen und anderen Beschwerden wie Blähungen, Druckgefühl oder Krämpfe kommen [3, 4].
Wie bei anderen Lokalisationen auch, liegt eine der größten Herausforderungen darin, dass all diese Beschwerden wenig spezifisch für eine Endometriose sind. Es hilft also meist nur das Gesamtbild aller Beschwerden [3, 4].
Symptome in der Blase bei Endometriose
Ist die Blase durch Endometriose-Herde befallen, kann es zu Beschwerden kommen, die einem gewöhnlichen Harnwegsinfekt ähneln [3, 4].
Hierzu zählen Schmerzen im Unterbauch, eine erschwerte oder sogar schmerzhafte Blasenentleerung („Dysurie”) sowie häufiger Harndrang – teils mit Entleerung nur geringer Harnmengen („Pollakisurie”) [3, 4].
Das Auftreten von Blut im Urin ist ebenfalls möglich – jedoch sind die Blutmengen in den meisten Fällen zu gering, um fürs menschliche Auge sichtbar zu sein. Ein einfacher Urintest kann hier Abhilfe schaffen [3, 4].
Andere Lokalisationen von Endometriose - Zwerchfell, Lunge und Co.
Zwar ist Endometriose in den Genital-nahen Körperregionen klar am häufigsten, jedoch können sich die Zellherde theoretisch überall im Körper befinden [3, 4].
Neben Gebärmutter, Eierstöcken, Ovarien, Beckenraum, Vagina und Bauchfell, der eben genannten Blase und des Magen-Darm-Trakts können also auch andere Lokalisationen wie Bauchnabel, Harnleiter, Lunge, Zwerchfell, Gehirn oder Narben betroffen sein [1, 3, 4].
Dies macht die Diagnose umso schwieriger. Gerade bei unklaren Fällen sollten Ärzt:innen eine Endometriose jedoch unbedingt stets auf dem Schirm haben [3, 4].
Symptome im Zwerchfell
Wenn Endometriose das Zwerchfell betrifft kann dies mit Schmerzen auf der betroffenen Brustseite sowie mit ausstrahlenden Schmerzen in Schulter, Arm und Nacken einhergehen. Die Schmerzen sind häufig unregelmäßig und belastungsunabhängig [18].
In sehr seltenen Fällen kann es zudem zu einem Zwerchfellriss oder dem Eindringen von Luft in den sogenannten Pleuraspalt kommen. Beides führt zu einer behinderten Atmung, wodurch betroffene über Luftnot klagen [18].
Symptome in der Lunge
Außerhalb des Beckens ist Endometriose im Brustkorb am häufigsten vertreten. Damit kann es auch die Lunge befallen [18].
In der Regel kommt es jedoch erst zu merklichen Symptomen, wenn aufgrund der Endometrioseherde die Atemwege betroffen sind (das Husten von Blut kann hier die Folge sein) oder ein Lungenflügel durch das Eindringen von Luft in den sogenannten Pleuraspalt kollabiert (auch „Pneumothorax” genannt) [18].
Ist Letzteres der Fall können die Symptome wie Brustschmerzen oder Schmerzen nahe des Schulterblattes bestehen. Luftnot ist in diesem – insgesamt seltenen Szenario – ebenfalls häufig [18].
Die Symptome treten meist innerhalb der 72 Stunden vor Beginn der Menstruation auf. Es ist jedoch nicht so, als würde es von da an mit jeder Regelblutung zu besagten Beschwerden kommen. Vielmehr können zwischen den Vorfällen durchaus Monate oder Jahre liegen [18].
Psychische Symptome bei Endometriose
Für betroffene Personen kann Endometriose eine große Herausforderung sein – körperlich wie mental. Denn neben den körperlichen Beschwerden spielt auch die psychische Belastung eine große Rolle [5, 6].
Die oft lange Odyssee an Arztbesuchen kann Betroffenen viel abverlangen. Viele Betroffene entwickeln Ängste. Manche beginnen zu denken, sie hätten sich die Beschwerden nur eingebildet. Natürlich ist das Gegenteil der Fall [5, 6].
Andere Herausforderungen sind indirekter: So kann sich Endometriose nachweislich negativ auf die Produktivität am Arbeitsplatz auswirken. Ein ohnehin fordernder Beruf kann so zusätzlich an Stress gewinnen. Auch gibt etwa die Hälfte aller Personen mit Endometriose Schmerzen beim Geschlechtsverkehr an. Neben den Beschwerden selbst kann dies zu Scham, Vermeidung und Paarkonflikten führen [3, 7].
Liste der typischen Symptome von Endometriose
Die häufigsten Symptome einer Endometriose umfassen [3, 4]:
Zu den weiteren möglichen Symptomen bei Endometriose zählen [3, 4]:
- eine verstärkte Regelblutung
- eine verlängerte Dauer der Regelblutung (über 7 Tage = „Menorrhagie”)
- azyklische Blutungen bzw. Dauerblutungen außerhalb der erwarteten Menstruationsphase („Metrorrhagie”)
- eine erschwerte Zeugungsfähigkeit
- Schwierigkeiten im Schwangerschaftsverlauf (Abort, vorzeitiger Blasensprung, Wachstumsrestriktion, Frühgeburt)
- Schwierigkeiten beim Stuhlgang („Dyschezie”) wie Verstopfungen oder Durchfälle
- sichtbares Blut im Stuhl („Hämatochezie”)
- ein extrem dunkler Stuhl
- Erbrechen
- Blähungen
- Druckgefühl oder Krämpfe im Bauchraum
- Schmerzen im Unterbauch
- eine erschwerte oder sogar schmerzhafte Blasenentleerung („Dysurie”)
- häufiger Harndrang – teils mit Entleerung nur geringer Harnmengen („Pollakisurie”)
- Auftreten von Blut im Urin
- Kopfschmerzen
- Schmerzausstrahlung in die Beine
- Erschöpfung
- häufige Infekte
- subfebrile Temperaturen
- Blut im Husten
- Atembeschwerden
- Schmerzen in der Schulter
Symptome von Endometriose bei der Einnahme der Pille
Endometriosezellen reagieren auf den hormonellen Zyklus. Dabei spielt es keine Rolle, ob sich die Zellen physiologisch in der Gebärmutterschleimhaut oder wie bei der Endometriose außerhalb davon befinden [3].
Ein Anstieg des Östrogenspiegels führt dabei zu einem Wachstum der Endometriosezellen. Unter den verschiedenen Behandlungsansätzen der Endometriose spielt der Einsatz der Pille (zur Senkung der Östrogenspiegel) somit eine zentrale Rolle [3, 8].
Zu den eingesetzten Präparaten zählen sogenannte Gestagene, GnRH-Analoga, kombinierte orale Kontrazeptiva oder Aromatasehemmer, wobei eine Therapie mit Gestagenen in der Regel bevorzugt wird [8].
Durch die Hemmung des östrogenabhängigen Wachstums kann so eine effektive Verkleinerung des Endometrioseherdes sowie eine verringerte Aktivität erreicht werden [8].
Das genaue Vorgehen sollte jedoch immer im Einzelfall und in Rücksprache mit den behandelnden Ärzt:innen erörtert werden [8].
Endometriose bei Kinderwunsch und Schwangerschaft
Personen mit bekannter Endometriose und bestehendem Kinderwunsch sollten sich hierzu im Vorfeld von ihren behandelnden Frauenärzt:innen beraten lassen. Denn je nach Ausprägung und Lokalisation der Endometriose kann das Risiko – von nicht existent bis ausgeprägt – stark variieren [9, 10].
Die Endometriose kann dabei sowohl relevant für die allgemeine Zeugungsfähigkeit als auch für den späteren Schwangerschaftsverlauf sein [9, 10].
Sitzen die Endometriose-Herde beispielsweise in den tieferen Uterusschichten, haben Betroffene laut Studien eine um 30% reduzierte Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden. Dies sind jedoch nur Durchschnittswerte. Am Ende zählt immer der konkrete Einzelfall [3].
Sollte es bei einem Paar zu Schwierigkeiten bei der Zeugung kommen, muss dies zudem nicht zwingend mit einer vorliegenden Endometriose zu tun haben. Schließlich gibt es hierbei eine Vielzahl anderer möglicher Ursachen [9].
Es ist daher immer wichtig, einerseits dem Grund der Zeugungsfähigkeit genau nachzugehen und andererseits die Beschaffenheit der Endometriose im Detail zu beurteilen [9, 10].
Denn auch wenn es zu einer Schwangerschaft kommt, besteht in vielen Fällen keineswegs ein erhöhtes Risiko. Häufig kommt es hormonell bedingt sogar zu einem deutlichen Rückgang der Beschwerden [9, 10].
Liegen die Endometrioseherde jedoch ungünstig, kann dies zu Problemen führen. Hierzu zählen beispielsweise der Verlust der Schwangerschaft, eine Wachstumseinschränkung, ein vorzeitiger Blasensprung oder eine Frühgeburt [3].
Die behandelnden Frauenärzt:innen können das etwaige Risiko jedoch meist bereits im Vorfeld abklären und dann – in den allermeisten Fällen – Entwarnung geben [9, 10].
Diese Besserung der Endometriose-Beschwerden kann in einigen Fällen übrigens auch nach der Schwangerschaft weiter anhalten [2, 11].
Symptome von Endometriose in den Wechseljahren
Endometriose tritt meist mit Beginn der Periode auf und verursacht am häufigsten zwischen 20. und 40. Lebensjahr Beschwerden. Spätestens mit Einsetzen der Menopause verschwinden die Beschwerden dann meist wieder. Doch auch hier gibt es Ausnahmen [2, 5, 12].
So kann Endometriose mitunter auch nach der Menopause eine aktive Erkrankung bleiben. Laut Studien sind etwa 2 Prozent aller Betroffenen mit einer chirurgisch festgestellten Erstdiagnose postmenopausal [13].
Trotzdem ist ein schwerer Krankheitsverlauf in diesem Alter die absolute Ausnahme. Hintergrund ist der mit der Menopause einhergehende Abfall des Östrogenspiegels [13].
Test für Symptome von Endometriose
Den einen Test, um eine Endometriose zuverlässig zu erkennen, gibt es leider nicht. So liegen zwischen ersten Symptomen und der Diagnosestellung im Schnitt 6 Jahre. Bei Frauen mit ausgeprägter Schmerzsymptomatik sind es sogar 10 [19, 20].
Die Gründe hierfür sind vielfältig. Zum einen liegt dies an der Unmenge an möglichen, aber nicht zwingend vorhandenen Symptomen. Wenn eine Frau mit Endometriose vorwiegend Schulterschmerzen aufweist, eine andere jedoch Verdauungsprobleme hat, ist es schwer, routiniert den richtigen Verdacht zu fassen. Das gilt für Betroffene, aber vor allem auch für Ärzte [5].
Denn nicht selten suchen betroffene Frauen zunächst Ärzte anderer Fachrichtungen auf. Zu selten kommen Orthopäde, Gastroenterologe oder andere dann auf die richtige Lösung. Doch selbst viele Gynäkologen verpassen eine frühe Diagnose. Die Schlagzahl in den Praxen ist meist hoch und eine gynäkologische Untersuchung häufig unauffällig. Schließlich liegen die Endometrioseherde in der Regel tief verborgen im Gewebe [5].
Das oftmals zyklische Auftreten der Beschwerden kann zwar der entscheidende Hinweis sein – ist aber keineswegs immer vorhanden. Insbesondere bei Frauen, die die Pille nehmen, fehlen die zyklisch hohen Östrogenspiegel. Wachstum und Schmerzsymptomatik der Endometrioseherde kann sich dadurch vom Zyklus entkoppeln [5].
Besteht allein schon der Verdacht auf eine Endometriose, sollten Betroffene daher unbedingt an ein dafür spezialisiertes Zentrum verwiesen werden. Mit sorgfältiger Anamnese, Untersuchung, vielfältigen Bildgebungsverfahren und teils operativer Probenentnahme kann die Diagnose so zuverlässig gesichert werden [19].
Behandlung von Symptomen bei Endometriose
Zwar ist es derzeit noch nicht möglich, eine Endometriose komplett zu heilen. Dennoch bestehen medikamentös als auch chirurgisch effektive Behandlungsmöglichkeiten [14].
Ist die Diagnose erst einmal gesichert, empfiehlt es sich, die Behandlung an einem dafür spezialisierten Zentrum mit einem interdisziplinären Team durchzuführen. Das heißt, verschiedene Ärzt:innen aus unterschiedlichen Fachgebieten arbeiten hier gemeinsam [14].
Dies ist gerade deshalb wichtig, weil Endometriose so viele verschiedene Körperteile betreffen kann [14].
Zudem kann sich über die Jahre ein sogenanntes Schmerzgedächtnis ausbilden. Kommen in Rückenmark und Gehirn immer wieder starke Schmerzsignale an, kann sich dort die Schmerzverarbeitung anpassen. Eine Sensibilisierung entsteht, woraufhin sich die Schmerzwahrnehmung – unabhängig von erfolgten Therapiemaßnahmen – verstärken kann [5, 6, 15].
Dinge wie das Führen eines Symptom-Tagebuchs, Yoga, Wellness, Akupunktur sowie Neural-, Schmerz-, Physio- oder Psychotherapie können hier effektiv helfen [5, 6, 15].
Zwar bleibt Endometriose insgesamt ein komplexes Krankheitsbild. Jedoch wächst die Zahl der Endometriose-Publikationen rapide [16, 17]:
Für die Zukunft könnte dies einige vielversprechende Durchbrüche bedeuten.
Die Inhalte dieses Artikels geben den aktuellen wissenschaftlichen Stand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder und wurden nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch kann der Artikel keine medizinische Beratung und Diagnose ersetzen. Bei Fragen wenden Sie sich an Ihren Allgemeinarzt.
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